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11. Januar 2021

Interview-Reihe „5 Fragen an…“:
Reinhard Lamprecht vom curt Magazin

Wie funktioniert digitales Business & digitale Kommunikation bei einem Verlag?

Im Rahmen unserer neuen Interviewreihe „5 Fragen an…“ möchten wir Ihnen einen Einblick in die digitale Kommunikation bei Unternehmen geben und befragen dazu deren Marketing-Experten. Auf diesem Weg erhalten Sie Hintergründe zu konkreten Projekten und hilfreiche Tipps, die sich gegebenenfalls auch auf Ihr Geschäft übertragen lassen.

 

Das Veranstaltungs- und Stadtmagazin curt, das separat für die Regionen Nürnberg, Fürth, Erlangen und München erhältlich ist, verbindet journalistische und illustrative Inhalte aus den Bereichen Lifestyle, Kultur, Leben sowie Stadtentwicklung. Parallel zu seiner gedruckter Form gibt es eine flankierende und ergänzende Website. Das Printmagazin wird an öffentlichen Orten zur kostenlosen Mitnahme angeboten. Der Vertrieb erfolgt an 450 Stellen (Agenturen, Bildungsinstitute, Hotels, Museen, Galerien, Bars, Cafés, Clubs, Shops, Theater, Sport-/Freizeitzentren, Kulturzentren und Touristikinformationszentralen).

Frage 1: Die erste Ausgabe des Nürnberger curt wurde 1997 von Dir in Heimarbeit zusammengestellt. Es handelte sich ursprünglich um einen simpel strukturierten Partywegweiser, der sich in den folgenden Jahren stetig zu einem inhaltlich vielseitigen Magazin entwickelte. Seit wann seid ihr online und welche Herausforderungen galt und gilt es zu meistern?

Reinhard Lamprecht: Wir waren schon sehr früh online, vor über 15 Jahren – so kamen wir zu unserer perfekten URL www.curt.de. Ein umfangreicher Partykalender mit eigener Community ermöglichte schon das gegenseitige Kommunizieren von und Einladen zu Events, lange bevor Studi VZ und Facebook uns überrollten. Bis vor den C19-Lockdown war unser Kalender eine wichtige Säule unserer Online-Präsenz, da er stark kuratiert ist und unsere Zielgruppe sinnvoll und selektiert bedient.
2020 haben wir unsere redaktionellen Online-Themen enorm ausgebaut, den Künstlern und Kulturschaffenden ein Forum gegeben und lokale Themen maximal unterstützt.
Ermöglicht wurde uns dieser Einsatz natürlich auch deswegen, weil wir den Erscheinungsturnus unseres Printmagazins für Nbg/Fü/Er von monatlich auf zweimonatlich umgestellt haben. Seitdem haben wir – trotz allem – ausreichend Ressourcen, um Zeit und Manpower in unsere Website zu investieren. Und dabei die eigenen Synergien Print-Online zu verbessern. Wir starten Projekte mittlerweile digital und präsentieren und betreuen sie dann auch im Printmagazin – um sie dann auf anderer Ebene (in Buchform, als Lesung, …) erlebbar zu machen – wenn wieder möglich, dann auch live und mit echtem Publikum.
Wir sind ein sehr kleines und agiles Team, das sowohl Print als auch Online bespielt, so dass wir sehr schnell entscheiden können, wie wir mit den Inhalten umgehen und was wir überhaupt zum Thema machen. Das ist ein Vorteil der Microverlage: man muss nicht in getrennten Redaktionen oder Teams arbeiten, es gibt also keinen Hustle um Themen, Arbeit, Reichweite, Alt vs. Jung, Print vs. Web.

Frage 2: Das Magazin wurde von den Nürnberger Nachrichten mal als „Nightlife-Bibel der Stadt“ betitelt. Es fokussiert eine kulturinteressierte Zielgruppe zwischen 20 und 60 Jahren. Die Leserschaft ist zu gleichen Teilen männlich sowie weiblich und weist einen hohen Anteil an Studenten und Akademikern auf. Wie bedient ihr online deren Interessen?

Reinhard Lamprecht: Wir greifen Themen auf, die aus unserer Sicht eine große Relevanz haben in Bezug auf Kultur, Kunst, Kulinarik, Stadtentwicklung, Nachhaltigkeit, Bio, DIY. Sachen, die konkret erlebbar sind, wie Messen, Märkte, Events, Ausstellungen, Konzerte, die wir selektiert und kuratiert empfehlen. Oder Dinge, die das Leben konkret besser machen oder besser machen können.
Wir haben feste Kolumnen – Musik, Theater, Kunst, Lesungen, Poetry Slam, regionales Bandgeschehen, Queer/LGBTI … – die von hervorragenden regionalen Spezialisten geschrieben werden. Alle anderen Themen, die sich oft auch kurzfristig ergeben, machen Spaß, sind spannend und/oder wichtig. Wir teasern zumeist über Instagram/Facebook an, integrieren Verlosungen und andere Aktionen. Das Übliche eben 😉

Gerade zu den wilden Corona-Zeiten ist Euer Schwerpunkt der regionalen Szene mit der  Maxime „Support your Locals“ extrem wichtig.

Reinhard Lamprecht: „Support Your Locals“ war schon immer unser Leitsatz, auch wenn dieser Slogan allgemeingültig in 2020 sicher seinen größten Erfolg feierte. Wir haben ein seit über 20 Jahren gewachsenen Netzwerk aus Freunden und Kooperationspartner*innen aus der Kultur- und Kreativwirtschaft. Künstler*innen, Gastronomen, Clubbetreiber*innen, aber auch kleine Einzelhändler*innen. Wir sind selbst ein Teil des Ganzen und natürlich supporten wir, wo wir nur können. Und auch wir werden supportet – wir haben wirklich tolle und solide Kooperationen in alle Richtungen.

Frage 3: Wie unterstützt Ihr und welchen Support bekommt ihr?

Reinhard Lamprecht: Wir geben den oben genannten Künstlern, Kreativen und Machern eine Plattform und eine Sichtbarkeit. In Nürnberg haben wir im März mit LOCKED IN – LOCKED OUT eine Serie über regionale Künstler*innen gestartet, die, wenn wieder möglich, in einer gemeinsamen Ausstellung erlebbar gemacht werden. Und wir erstellen gerade eine Anthologie mit 30 regionalen Autor*innen und 10 Fotograf*innen, die zugunsten der beteiligten Künstler*innen verkauft und in Lesungen präsentiert wird. Für das Buch haben wir finanziellen Support von der Stadt Nürnberg, genauer der Stadtbibliothek bekommen.
Wir berichteten über Missstände, über Initiativen, über Kollektive, über Crowdfundings, auch über regionale (Förder-) Maßnahmen und Aktionen. Die Kreativität der Betroffenen ist enorm – das sind alles willkommene Themen, die wir über unsere Kanäle kommunizieren.
Und wir brauchen auch selbst Support im Sinne von: „Wir helfen euch. Aber ihr müsst auch uns helfen, euch an den Kosten beteiligen“ Denn wir sind ja ebenfalls Krisenopfer. Das gegenseitige Unterstützen und das gemeinsame Kämpfen in diesen Zeiten verbindet und ist zum Glück nicht nur für uns selbstverständlich. Und so erfahren auch wir viel Solidarität. 20 Jahre redaktionell Gutes tun zahlt sich aus. 😉

Frage 4: Was können andere Verlage von euch und eurem Ansatz abschauen?

Reinhard Lamprecht: Als Mikroverlag reden wir mit sehr vielen Kunden/Partnern auf Augenhöhe und gehen Kooperationen ein, die allen Beteiligten dienen – auch den Lesern/Usern. Wir haben Prinzipien und Ideale und legen Wert auf unsere Kredibilität sowie unsere Zielgruppe. Das halten wir sehr gut durch, fast immer. Wir agieren partnerschaftlich, freuen uns, wenn gute Events stattfinden, Regionales funktioniert, Kultur passiert, die Stadt und das Leben in der Stadt etwas besser oder doch mal enkeltauglich wird. Die Freude an den eigenen Themen, die man ja auch selbst lebt: das kann ich nur empfehlen. Und das sollte man sich abschauen. Und sicher auch, wie man mit einem doch sehr kleinen Kernteam einen großen Output haben kann, indem man sehr agil arbeitet. Es braucht dabei viel Idealismus – und auch Mut zum schmalen Geldbeutel.

Frage 5: Wo holst du dir Inspiration für deine innovativen Ideen und wie bleibst du auf dem Laufenden zu aktuellen Trends in der Kommunikation?

Reinhard Lamprecht: Mich inspiriert tatsächlich irgendwie alles. Alles, was mir begegnet, was ich sehe oder höre, kann ja in curt einfließen, wenn es spannend ist und passt. Auf einer Plakatwand oder auf Instagram, eine Baustelle, ein Umbau, ein neues Crowdfunding, Sticker auf Straßenschildern, Gespräche. Aktionen, Maßnahmen, Initiativen, Ideen … alles ist inspirierend. Und ganz, ganz viel wird uns zugetragen. Wir müssen einfach neugierig sein, filtern, miteinander verknüpfen – beim Surfen, Chatten, im echten Leben. Wenn man sich dann reflektiert bewegt und auch mal bei curt Grundlegendes aus dem Bauch heraus komplett umstellt, dann kann das durchaus innovativer sein, als es größeren Verlagen meist möglich ist.
Die Frage, wie ich bei den aktuellen Trends in der Kommunikation auf dem Laufenden bleibe, ist etwas gemein. Denn das gelingt mir nicht. Ich bin der alte Mann bei uns im Büro, ich lass mir dabei helfen. Meine dreizehnjährige Tochter zeigt mir, was die Kids gerade so machen, aber zum Glück sind Teenager nicht unsere Zielgruppe – sonst wäre ich verloren.

Reinhard Lamprecht vom curt Magazin

 

Reinhard Lamprecht –
Gründer des curt Magazins, Chefredakteur, Geschäftsführer curt Media GmbH

Der studierte Kommunikationsdesigner beleuchtet mit seinem Magazin seit über 20 Jahren das Nachtleben, Kunst, Kultur und Stadtgeschehen von Nürnberg – und ist dabei mit curt nicht nur Berichterstatter, sondern auch Kultursupporter und selbst Teil der Kultur- & Kreativwirtschaft.

Er verlieh sich selbst und curt schon mehrere Preise und buhlt permanent um Aufmerksamkeit und Sympathie. Dabei weiß er: Netzwerk ist alles und sein unattraktiver Hund ist curt-Hirn und -Gesicht zugleich.

Bildquelle: Reinhard Lamprecht

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